Tag 15
Das ist unser aller- allerletzter Tag, morgen müssen wir nach Hause fahren, ob wir wollen oder nicht. (Natürlich wollen wir nicht …)
Für heute hat sich V’s Familie eine Überraschung für uns einfallen lassen: sie nehmen uns mit auf Wardour Castle, einer Burg aus dem frühen vierzehnten Jahrhundert, die im englischen Bürgerkrieg (1642 bis 1649) teilweise zerstört wurde. Heute ist die sechseckige Burg abgesichert und kann besichtigt werden – und das haben wir ausgiebig getan 🙂 Wir haben buchstäblich in jeden Winkel der riesigen Anlage gesehen, haben jede Stiege – und war sie noch so steil – erklommen.
Gegenüber dem Hauptgebäude gibt es eine künstliche Grotte. Die wurde zum Teil aus Steinen eines Henges gebaut … Der Hügel davor eignet sich hervorragend dazu, hinunterzurollen. Nicht nur für die Kinder, auch für die Erwachsenen ist das immer wieder witzig 😉
Und auf der Wiese gab es Kinderprogramm: in einem Zelt wurde aus einem riesigen Buch vorgelesen, wie sich das Leben zu Hofe damals abgespielt haben muss, die Kinder durften (nachgebildete) Gegenstände aus dieser Zeit ansehen und -greifen und raten, was das denn wäre und nebenan gab es einen kleinen Parcours, der mit einem (Stecken-)Pferd bewältigt werden sollte.
Die große Überraschung aber war das Picknick, das V. und ihre Mum in der Früh für uns alle vorbereitet haben. Sehr englisch (mit Mini-Würsterl, Sandwiches und Käsecrackern, Obst, heurigen Erdäpfeln in Mayonnaise und Wurstsalat), sehr gut!
Das Wetter hat uns leider einen kleine Strich durch die Rechnung gemacht: war es am Vormittag noch sehr sonnig, hat es bei unserem Mittagspicknick schon genieselt – sehr englisch, nicht so gut … (der große Baum mitten auf der Wiese hat uns aber gut trocken gehalten).
Zum Abschluss sind wir noch durch den anschliessenden Wald gestromert und dann müde, nass und hungrig in den Wohnwagen zurückgekehrt.
Tag 16
Schon am Abend zuvor haben wir die meisten unserer Habseligkeiten gut verstaut und so mussten wir nach dem Frühstück „nur noch“ abwaschen, das Wasser und den Strom abschließen, und die restlichen Kleinigkeiten verstauen.
Als R. kommt, uns zu verabschieden, sind wir schon abreisebereit. Nur der Wohnwagen muss noch irgendwie umgedreht werden. Der Platz ist zwar begrenzt, aber mit der Hilfe von V’s Bruder und R. schafft der beste Ehemann und Papa von allen das.
Da erreicht uns eine Nachricht von V.: bei Dover gäbe es heftigen Stau, es scheint gerade „Schichtwechsel“ zu sein – viele Leute wollen vom Festland auf die Insel, viele von der Insel aufs Festland. Die Fähren würden kaum noch nachkommen. Wir müssten mit mindestens drei Stunden Verzögerung rechnen.
Wir bleiben gelassen: wir müssen sowieso noch etwa vier Stunden fahren, bis dahin könnte sich die Lage ja verbessern.
Also verabschieden wir uns schweren Herzens von unseren Freunden (nicht ohne versprechen zu „müssen“, nächsten Jahr auch wiederzukommen) und fahren los. Der Himmel weint wohl auch, es schüttet den ganzen Tag wie aus Kübeln.
Aber nicht nur vor Dover scheint es zu stauen, auch als wir in die Nähe von Stone Henge kommen, gibt es Stau. Jeder will offenbar einen Blick auf die berühmtesten Steine Englands werfen … Und auf der Autobahn um London staut es sowieso immer.
Trotzdem kommen wir pünktlich nach Dover. Oder wären pünktlich gewesen, wäre der Stau vor der Fähre nicht noch schlimmer geworden. Ganze fünf Stunden bewegen wir uns im Schritt-Tempo voran. Oder warten, bis wieder eine Fähre beladen ist und wir ein Stückchen vorfahren können.
Die Kinder sind in diesen fünf Stunden unglaublich brav! Sie müssen natürlich nicht angeschnallt in ihren Sitzen bleiben, sondern dürfen im Auto herumkraxeln, fernsehen und spielen (wir haben zwei Plastikboxen mit Spielzeug im Kofferraum). Nur, wenn es wieder ein paar hundert Meter vorwärts geht, müssen sie sich zumindest hinsetzen.
Um kurz vor halb zehn (Ortszeit) haben wir’s geschafft und fahren in den Bauch der Fähre. Die zwei Stunden, die die Überfahrt dauert, können wir diesmal nicht ausschließlich an Deck verbringen, es ist ziemlich kalt und es regnet immer noch. Der kleine Prinz schläft schließlich trotz aller Aufregung in den Armen vom besten Ehemann und Papa von allen ein und wacht auch nicht mehr auf, als wir in Calais ankommen und wir ihn in seinen Autositz setzen. Es ist Mitternacht, als wir endlich von Bord kommen.
Tag 17
Der beste Ehemann und Papa von allen fährt. Bis Aalter. Das kennen wir ja schon. Leider gibt es auch ein paar neue Baustellen, die wir noch nicht kennen und so dauert es bis hab drei Uhr nachts, bis wir endlich am Stellplatz sind.
Irgendwann ist zum Glück auch die Prinzessin eingeschlafen. Beide Kinder schlafen tief und fest bis zum nächsten Morgen.
Wir lassen uns Zeit mit dem Aufstehen und Weiterfahren, weit wollen wir ja nicht – nur bis Blègny Mine, das wir auch schon vom Herfahren kennen. Den Nachmittag verbringen wir wieder dort.
Kurz bevor der Platz zusperrt (gegen sieben Uhr am Abend) sind wir wieder unterwegs. Diesmal nach Wertheim. Dort gibt es einen weiteren (kostenlosen) Stellplatz. Nämlich von einem der größten Hersteller von Wohnwägen. Natürlich muss man für den Strom und die Entsorgung bezahlen, aber das ist erstens verständlich und zweitens nicht teuer.
Bevor wir am nächsten Tag weiterfahren, sehen wir uns die verschiedenen Wohnwägen und Wohnmobile an – „unser“ Wohnwagen sieht plötzlich ziemlich klein aus 😉
Mittags fahren wir weiter in die Fränkische Schweiz nach Schnaittach, zur Ruine Rothenberg. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang zur Ruine (die aber gerade zugesperrt ist) und weiter zu einem kleinen Gasthof, bei dem wir uns ein Abendessen sichern (die Kinder bekommen ein Schnitzel – zum Glück ohne „Tunke“, wir Erwachsenen Flammkuchen). Satt und sehr zufrieden machen wir uns auf den Weg zurück.
Wir haben es in dieser Nacht nach Österreich geschafft und haben wir diesmal auf einer Raststation bei Wels verbracht. Keine gute Idee: es ist laut und voll – so voll, dass wir keinen regulären Parkplatz mehr ergattert haben, sondern zwischen zwei Lastautos irgendwo am Rand stehen. Dabei gäbe es in der Nähe einen Stellplatz an einem Badeteich. (Genau der Badeteich ist aber der Grund, warum wir dort nicht stehen wollten: die Kinder wären kaum mehr von dort wegzubekommen und wir haben keine Badesachen dabei – da wäre Ärger vorprogrammiert gewesen.)
Tag 18
Die Nacht war den Umständen entsprechend unruhig und wir sind froh, als wir endlich weiterfahren können. Zumindest wir Erwachsenen, die Kinder haben einfach keine Lust mehr, so lange angeschnallt im Auto zu sitzen und nichts tun zu können. Zum Glück erreichen wir an diesem Nachmittag unseren Garten im Nordburgenland.
Ende
Fazit:
Für uns war der Urlaub mit dem Wohnwagen einfach toll! Die Kinder haben sich zum Glück sofort darin wohlgefühlt, wir konnten jeden Abend „nach Hause“ zurückkommen. Ich denke, das hat ihnen Sicherheit gegeben, sodaß sie den Tag mit all den fremden Menschen, der fremden Sprache und den vielen Eindrücken einfach auf sich zukommen lassen konnten.
Wir Erwachsenen waren entspannt, wir mussten uns nicht an fixe Essenszeiten halten, sonder einfach das tun, was wir wollten. Das hat sicher nicht nur uns, sondern auch den Zwergen gut getan. Es hat kaum Streit gegeben, die beiden haben wunderbar miteinander gespielt – mehr und ausdauernder, als sie es seither daheim getan haben. Und sie haben gut geschlafen – besser, als hier …
Was hat sich bewährt?
- Wir haben vor dem Urlaub in gutes Regenzeug investiert. Das hat sich wirklich ausgezahlt.
- Im Auto hatten wir eine große Plastikbox vom Möbelschweden, in der wir für jeden Wechselgewand und das Regenzeug verstaut haben. So waren wir für jede Eventualität gerüstet und haben nichts (okay, selten) etwas vergessen.
- Die Spielzeug-Schachteln für die Kinder haben uns ebenfalls gute Dienste geleistet. Eine besonders liebe Kollegin hat mir gerade rechtzeitig vor dem Urlaub einige Spielsachen ihrer Mädels geschenkt. Davon haben die Prinzessin und der Prinz während der Fahrt immer wieder etwas bekommen. Als kleine Überraschung und Ablenkung von der Langeweile, die bei so langen Fahrten doch immer wieder aufkommt.
Ausserdem haben wir für beide natürlich Dinge mitgenommen, mit denen sie gerne spielen.
Und die Sandspielsachen für den Strand natürlich. - Es hat sich ausgezahlt, dass wir die lange Strecke vom Burgenland bis nach England (und wieder zurück) hauptsächlich in den Schlafenszeiten der Kinder, oder zumindest vom kleinen Prinzen zurückgelegt haben.
Zum einen waren wir dann meistens auf der Strasse, wenn die anderen Mittagspause gemacht haben und in Pause, wenn die anderen Urlauber auf der Strasse waren. Die meisten Staus konnten wir so umgehen.
Zum anderen haben wir dadurch die „Sind-wir-bald-da?!“-Arien vermieden. - Wir haben jede Menge Nudeln und Sugo mitgebracht, ausserdem selbstgemachte Marmelade und natürlich Nutella. Gerade die Nutella hat uns den Start in den Tag erleichtert 😉
- Eine Webseite, auf der man Stellplätze in ganz Europa suchen (und finden) kann.
Was war unnötig?
- Der Sonnenschirm. Den hätten wir uns wirklich sparen können 😀
- Die Bücher. Die hätten wir daheim lassen können.
- Nudeln und Sugo – auch in England bekommt man die Spaghetti-Sauce, die wir von daheim kennen. Zumindest, wenn man einen Spar finden kann (ja die gibt es jetzt auch in England).