Momentan ist „unerzogen“ in aller Munde. Und obwohl ich normalerweise weder meinen Senf zu so einer Diskussion geb, noch jemanden missionieren möchte oder mir drein reden lassen will, mach ich diesmal eine Ausnahme. (Ich will immer noch niemanden missionieren, werde es diesmal aber wohl aushalten (müssen), wenn mir wer in meine Erziehungsmethode dreinredet … 😜)

Ja, ich bin streng und autoritär. Ich möchte mit meiner Fünfjährigen nicht diskutieren, ob sie vorm Essen noch Süßigkeiten essen darf. Oder vor dem Schlafengehen noch Fernsehen darf. Oder ohne Unterhose in den Kindergarten gehen darf. Oder Eis zum (statt) Mittagessen haben darf.

Ich will nicht, dass sie beim Essen quer durch die Wohnung flitzt und dabei überall Brösel verstreut. Ich will nicht, dass sie jeden Tag nur Nudeln und/ oder Toast isst. Ich will, dass sie zumindest kostet, wenn etwas Neues auf den Tisch kommt. Ich möchte nicht, dass sie beim Essen fernsieht.

Ich will, dass sie „Bitte“ und „Danke“. Ich möchte, dass sie grüßt, wenn wir jemanden treffen oder ein Geschäft betreten.

Das heißt aber nicht, dass ich ihre Meinung nicht anhöre oder respektiere. Sie muss nicht anziehen, was ich ihr herauslege, das kann sie gut selbst entscheiden. Sie darf Baden oder Duschen, wann sie das möchte. Sie entscheidet, ob wir lieber auf den Spielplatz gehen, eine Freundin besuchen, spazieren gehen oder einfach daheim bleiben. Sie hat das gleiche Mitspracherecht wie der beste Ehemann und Papa von allen und ich wenn wir einen Ausflug oder das nächste Mittag-/ Abendessen planen.

Sie muss bei Tisch nicht sitzen, sondern darf stehend essen, wenn ihr das lieber ist. Sie kann auch gerne eine Runde um den Tisch rennen, während sie kaut.

Es reicht, wenn sie winkt, wenn sie sich nicht „Grüß Gott!“ oder „Auf Wiedersehen!“ sagen traut.

Sie muss nicht alleine in ihren Zimmer schlafen, wenn sie sich das nicht traut – unser Bett ist groß genug für uns alle.

Das gewünschte Verhalten vorzuleben ist sicher eine gute Idee. Etwas von den Kindern zu erwarten, was man selbst nicht bereit ist zu tun, wird nicht funktionieren – oder nur mit großem Druck. Deshalb gelten unsere Regeln auch für uns Erwachsene. AberVorleben allein genügt eben nicht immer.

Es gibt übrigens keine Konsequenzen wie „stiller Stuhl“ oder Fernsehverbot am nächsten Tag. Ich sage ihr deutlich, und (meist) im angemessenen Tonfall und Strenge, was ich nicht gut finde und was ich von ihr möchte. Manchmal artet das auch in Streit aus. Aber danach vertragen wir uns wieder.
Andererseits darf auch sie mir sagen, was sie blöd findet und was sie mag.

Auch und gerade für Kinder sind Regeln wichtig. Sie geben Halt und Struktur in einer Welt, die sie nur zum Teil verstehen (können). Allerdings sollten diese Regeln sinnvoll und vor allem nachvollziehbar sein.

Übrigens bin es tatsächlich eher ich, die Regeln formuliert und auf deren Einhaltung achtet. Ich bin es ja auch, die den größten Teil des Tages mit den Zwergen verbringt. Der beste Ehemann und Papa von allen pflegt eher einen Laisser-Faire-Stil. Den kann er sich aber auch erlauben, einerseits machen die Kinder nicht so viel Blödsinn bei ihm, andererseits reicht ein strenges Wort, wenn es doch zu bunt wird, und alles ist wieder ruhig.

Dies ist unser Weg. Wir sind bestimmt nicht perfekt. Aber wir lieben unsere Kinder und geben unser bestes für sie.