Es ist schlimmer geworden. Viel schlimmer.
Also bin ich gestern mit der großen Prinzessin im Schlepptau zu einer Psychologin gefahren. Im festen Glauben, sie wäre auf ihren kleinen Bruder eifersüchtig. Würde mehr Aufmerksamkeit brauchen. Sich auch wie ein Baby anziehen lassen wollen. Und vor allem auch mal Ausnahmen von den Regeln. Und dann die Diagnose: sechs-Jahres-Krise.
Der Begriff ist ein bisschen unpräzise: dieser Entwicklungsschub kann schon mit fünf, aber auch erst mit sieben Jahren beginnen. Dauert (angeblich) ein Jahr und verschwindet so schnell wie er angefangen hat.
Zuerst hat mich die „Diagnose“ ziemlich genervt. Was kann man dagegen schon tun? Aber die Psychologin hat mich nicht im Stich gelassen und mir jede Menge Tips gegeben, wie wir mit unserer Prinzessin umgehen können.
Am wichtigsten: eine klare Linie, beide Eltern müssen an einem Strang ziehen.
Dann: Viel mehr Selbständigkeit einfordern – dazu gehört, sich für kurze Zeit selbst zu beschäftigen. Zum Beispiel, wenn der kleine Prinz einschlafen soll.
Und: straffe Regeln. Nicht böse -und schon gar nicht sinnlos -, aber konsequent. Aufgestellt von den Eltern – die sind die „Leithammeln“, nicht die Kinder – die brauchen Führung.
Ein Beispiel: Mia soll sich in der Früh selbst anziehen (nach ein paar Vorgaben: lange/ kurze Hose, Strumpfhose unter das Kleidchen, und so weiter). Unter der Woche muss sie damit bis spätesten halb neun damit fertig sein – mit drei Vorwarnungen. Denn dann gehen wir in den Kindergarten, egal, wie viel (oder wenig) sie anhat. (Die Kinder meiner Psychologin sind angeblich nie nackt in den Kindergarten/ die Schule gegangen. Also besteht noch Hoffnung.)
Oder: geschrieen und getobt wird im Kinderzimmer. Nicht, um sie zu bestrafen, sondern um ihr klar zu machen, dass dieses Verhalten nicht in Ordnung ist. Um ihr nicht das Gefühl von „Wegschicken“ und Alleinsein zu vermitteln (eine der schlimmsten Strafen überhaupt für die Prinzessin) ist einer von uns Erwachsenen im oberen Stock, nicht aber in ihrem Zimmer.
Die Regeln sollen ihr helfen, aber auch uns – vor allem mir, mich nicht mehr so fürchterlich ärgern und aufregen zu müssen.
Aber: nicht erwarten, dass die Konsequenzen gleich einen Lerneffekt haben. Das dauerte. Lange.
Dann aber nachhaltig.
Eins sag ich euch: zuerst die „terrible twos“, dann die Sechs-Jahres-Krise, später die Vorpubertät und schlussendlich die Pubertät. Einfach machen’s uns unsere Zwerge nicht.
Naja, sie haben’s ja auch nicht leicht mit sich selbst.